Beitrag zuletzt aktualisiert am 6. Juli 2024
Ein Erinnerungsort für die Opfer “kommunistischer” Gewaltherrschaft in der DDR.
Die Gedenkstätte Hohenschönhausen befindet sich in der Genslerstraße des Bezirks Weißensee/ Hohenschönhausen in Berlin.
Das Museum zum Thema DDR besteht aus den Räumlichkeiten der ehemaligen zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit der DDR. In der Zeit von 1951 bis 1989 war diese in Betrieb. Dort wurden vor allem politische Gefangene inhaftiert und psychisch und physisch gefoltert. Heute dient die Gedenkstätte als Erinnerungsort für die Opfer. Seit 1992 stehen nun die Gebäude unter Denkmalschutz.
Durch den Einsatz ehemaliger Häftlinge ist am Ort der Haftanstalt eine Gedenkstätte entstanden, die heute für Besucher zugänglich ist. Die Besichtigung der weitläufigen Gefängnisanlage ist bislang nur im Rahmen einer Führung möglich. Da das Gefängnis den Besuchern erklärt werden muss, sind Voranmeldungen von Gruppen vorteilhaft.
Inhaltsverzeichnis Beitrag
Führungen Gedenkstätte Hohenschönhausen
Öffentliche Führungen für Einzelpersonen und Kleingruppen bis zu sechs Personen, sind täglich ohne Voranmeldungen möglich. Das Haftkrankenhaus kann jeweils mittwochs besichtigt werden.
Das Führungsentgelt für Einzelpersonen beträgt normal 5.00 €,(Preise Stand 08/2014) ermäßigt 2.50 € und für Schüler 1.00 €. Ein pauschales Führungsentgelt für bis zu 25 Personen wird von 75.00 € im Normaltarif und für Schülertarif mit 25.00 € erhoben.
Schüler haben die Möglichkeit, sich auf dem Gelände mit der Geschichte der politischen Verfolgung auseinanderzusetzen. Dafür sind die Führungen ehemaliger Häftlinge besonders empfehlenswert. Das Angebot von Seminaren und Projekttagen der pädagogischen Arbeitsstelle ermöglichen eine Beschäftigung mit der Geschichte.
Geschichtliches
Die 44-jährige Geschichte findet sich heute an der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen wieder. Politische Verfolgung in der sowjetischen Besatzungszone und die DDR sind somit miteinander verknüpft.
Im Mai 1945 wurde durch das sowjetische NKWD (Innenministerium der UdSSR- Volkskommissariat für innere Angelegenheiten) auf dem Gelände der Großküche, das Speziallager Nr. 3 errichtet. Es war eins von zehn Lagern der sowjetischen Besatzungszone. Sogenannte „feindliche Elemente“, wie ehemalige aktive Mitglieder der NSDAP oder Gestapo, Spione, Terroristen, Betreiber von illegalen Funkstationen oder Druckereien, Zeitungs- und Zeitschriftenredakteure und Autoren, sowie Jugendliche unter „Werwolf“ – Verdacht, wurden dort inhaftiert. Ehemalige Zwangsarbeiter aus Russland, Polen, Ukraine, Estland, Lettland und Tschechien gehörten neben den Deutschen ebenfalls zu den Inhaftierten. Dieses Lager erreichte eine Durchschnittsbelegung von etwa 1.800 Häftlingen, wobei insgesamt 20.000 untergebracht wurden.
Das Speziallager Nr. 3 wurde im Oktober 1946 aufgelöst und die Häftlinge wurden in die benachbarten Haftarbeiterlager, wie Buchenwald und Sachsenhausen untergebracht.
Im Speziallager und einem benachbarten Haftarbeiterlager fanden schätzungsweise 1.000 Häftlinge ihren Tod. Für diese Opfer wurde auf dem Friedhof an der Gärtnerstraße/ Ferdinand-Schultze-Straße ein Gedenkstein errichtet.
Die zentrale Verwaltung aller zehn sowjetischen Speziallager der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) befand sich in der Genslerstraße.
Im Winter 1946/1947 musste von Häftlingen in einem unterirdischen Kühl- und Lagerraum ein Zellengefängnis mit 60 fensterlosen Zellen errichtet werden. Zum Inventar zählten eine Holzpritsche und ein Kübel für Fäkalien. Das Gefängnis wurde von den Inhaftierten „U-Boot“ genannt, da dort Tag und Nacht das Licht brannte und die Belüftungsanlage 24 Stunden hörbar war. Berichtet wurde von den politischen Häftlingen über Verhörmethoden, gerade in der Nacht. Psychische und physische Folterungen, wie Schlafentzug, stundenlanges Stehen, tagelanger Zellenarrest oder mehrtägige Aufenthalte in Kammern mit erhöhter Türschwelle, standen in diesem Lager an der Tagesordnung.
Das 1950 gegründete Ministerium für Staatssicherheit (MfS) übernahm 1951 das Kellergefängnis als zentrale Untersuchungshaftanstalt, in der Glasbausteinfenster an den Außenseiten liegenden Zellen eingebaut wurden.
In unmittelbarer Nähe der Untersuchungshaftanstalt existierte ein geheimes Arbeitslager (X) des MfS bis 1974. Dort hatten Häftlinge bis 1960 einen Gefängnisneubau mit 100 Zellen und 120 Vernehmungszimmern errichtet. Neben dem Gefängnisneubau befand sich das Haftkrankenhaus, in dem bis Dezember 1989 insgesamt 2.694 Insassen aller Haftanstalten behandelt wurden.
Republikflüchtlinge, die fliehen oder ausreisen wollten, wurden nach dem Mauerbau 1961 dort inhaftiert. Nach 1953 wurde die physische Folter als Methode der Geständniserpressung abgeschafft und man ging allmählich zur psychologischen Zermürbung der Häftlinge über. In den 50er Jahren suchte die DDR nach internationaler Anerkennung und die Folteropfer hatten einen negativen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung, sodass Abstand von der physischen Gewalt genommen wurde. Fachpersonal wurde für die Schikane gegenüber den Häftlingen ausgebildet. Sie hatten die Aufgabe, die Persönlichkeit der Gefangenen zu destabilisieren und zu zersetzen.
Auf dem Gelände hatte die MfS noch weitere Dienstgebäude, wie die Hauptabteilung IX/11, den operativ-technischen Sektor und das Archiv der vom MfS verwalteten Akten aus der NS-Zeit. Von diesem Ort aus, wurden alle MfS-Gefängnisse der DDR, verwaltet.
Im Dezember 1989 nach der Wende beschloss der Ministerrat die Auflösung des AfNS (Ministerium für Staatssicherheit der DDR) und damit aller Untersuchungsgefängnisse. Im Jahr 1990 wurden die letzten Häftlinge entlassen, die Haftanstalt Hohenschönhausen offiziell geschlossen und an die West- Berliner Justizverwaltung übergeben.
Anfahrt Gedenkstätte Hohenschönhausen
Tram:M16, M6, M5 Haltestelle Gensler Str.
Bus: 256 Haltestelle: Liebenwalder Straße / Genslerstraße
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Genslerstraße 66
13055 Berlin
Tel.: 030 98608230
Internet: www.stiftung-hsh.de
Öffnunszeiten Gedenkstätte Hohenschönhausen
Es finden täglich zwischen 9:00 und 16:00 Uhr Führungen statt.
Genaue Infos entnehmen Sie bitte der Webseite.